Sozialausschuss diskutiert Zukunft des Witzworter MarktTreffs

„Der MarktTreff bleibt Witzwort erhalten“

Mit dieser Botschaft eröffnete der Bürgermeister seine Stellungnahme. Kurz referierte er über die Begleitumstände der Kündigung durch Betreiber Maik Schultze, der möglichst früh seiner vertraglichen Pflichten entbunden sein wolle. Das könne jedoch, so Berendt, nur dann der Fall sein, wenn rechtzeitig ein Nachfolger gefunden würde. Derzeit stehe er mit einem potenziellen Nachfolger in Gesprächen. Über Einzelheiten wollte Berendt sich jedoch nicht äußern, solange keine Resultate vorliegen. Alles Weitere müsse man Folgegesprächen überlassen, die jedoch wegen Urlaubs des möglichen neuen Pächters erst am 29.10. stattfinden könnten.

Kritische Übergangsphase

Die Übergangssituation zwischen dem Ausscheiden des derzeitigen und dem Beginn eines neuen Betreibers wurde von Ausschussmitgliedern und Bürgern als kritische Phase bewertet. Es bestehe die Gefahr, dass der MarktTreff in dieser Zeit „ausbluten“ könnte, da zusätzlich zu dem bereits bisher häufig als lückenhaft empfundenen Angebot durch deutlich verkürzte Ladenöffnungszeiten sowie der Fokussierung des derzeitigen Betreibers auf seine neue Aufgabe immer weniger Kunden den MarktTreff für ihre Einkäufe nutzen würden. „Auf die Öffnungszeiten“, so Bürgermeister Berendt, „hat die Gemeinde keinen Einfluss.“ Denn, so Berendt weiter, einem Pächter, mit dem vertraglich keine festen Öffnungszeiten vereinbart seien, könne die Gemeinde keine Vorschriften machen, „wann er seinen Laden öffnet“.

Aus der Vergangenheit lernen

Für einen Neuanfang solle die Gemeinde aus den Erfahrungen mit dem Angebot und der Betriebsform des bisherigen MarktTreffs lernen, stellte Ausschussvorsitzender Lothar Landzettel fest. Das gelte auch für Qualität und Vorratshaltung des Warenangebots. Es sei schwer, so Landzettel, Kunden zu halten oder gar Neukunden zu gewinnen, wenn Waren nicht vorrätig seien oder – wie er am Beispiel Brötchen festmachte – nur in schlechter Qualität angeboten würden. Wichtige Zusatzangebote wie Lotto würden zudem Kunden in das Geschäft ziehen und weitere Käufe nach sich ziehen.

Obwohl es aus Landzettels wie auch aus Sicht vieler anwesender Bürger für die Auswahl des neuen Betreibers extrem wichtig sei, aus den Erfahrungen mit dem bisherigen Betrieb zu lernen, wehrte Bürgermeister Berendt eine Diskussion zu diesen Kritikpunkten ab, da er sie als persönlichen Angriff auf den bisherigen Marktbetreiber missverstand.

Bedürfnisse der Kunden im Fokus

Fest steht jedoch – und darin waren sich alle Anwesenden einig –, dass der MarktTreff nur dann gegen die Discounter in der Umgebung punkten könne, wenn dem Kunden Waren von besonderer Qualität, regionale Produkte oder eine besondere Atmosphäre angeboten würden, was zudem eine Preisdiskussion gar nicht erst entstehen ließe. Ein künftiger Betreiber müsse sich an den Bedürfnissen der Dorfbewohner orientieren – eigentlich eine selbstverständliche Grundforderung jedes Marketingkonzepts.

Betreiberform muss zu Witzwort passen

Gemeindevertreterin Gaby Lönne regte an, die Gelegenheit eines Neuanfangs auch für die Bewertung und Auswahl der optimalen Betreiberform für Witzwort zu nutzen. Bisher habe sich der Gemeinderat nicht mit diesen Fragen beschäftigt, jedoch sollten diese Überlegungen abgeschlossen sein, bevor ein neuer Betreiber gefunden ist.

Lönne stellte die von der MarktTreff-Organisation nach Größenklassen empfohlenen Modelle vor, die sich in erster Linie an Ladenfläche und Umsatz orientieren. Es sei sehr wahrscheinlich, so Lönne, dass die Fortführung der bisherigen Betreiberform (Modell „L“), die einen selbständigen Unternehmer im Vollerwerb vorsieht, für den Standort Witzwort ungeeignet ist. Denn der Gewinn würde nicht zum Lebensunterhalt z. B. für ein Betreiberehepaar ausreichen.

Bei realistischer Bewertung der Situation vor Ort, so Lönne weiter, sollten auch andere Betreibermodelle berücksichtigt werden, bei denen z. B. die Gemeinde oder eine gemeinnützige GmbH als (Mit-)Betreiber fungieren. So ließen sich auch Einfluss- und Kontrollmöglichkeiten  der Gemeinde auf den MarktTreff stärken.

MarktTreff-Verein reaktivieren

Die Anregung einer Bürgerin brachte die Reaktivierung des seit 2006 bestehenden MarktTreff-Vereins in die lebhafte Debatte. Der Verein ruhe zurzeit. Über eine kurzfristig mögliche Reaktivierung könne man zum einen dem neuen Betreiber einen handlungsfähigen Verein an die Seite stellen, zum andern über ihn bei der Gestaltung des MarktTreffs mitwirken. Auch könne über den Verein aktiv Einfluss auf die Nutzung des Treffpunkt-Raums Einfluss genommen werden.

Wie es jetzt weitergeht

In der Versammlung wurde klar: Der MarktTreff ist für alle Witzworter ein Thema von hohem Interesse, das nur mit gemeinsamen Anstrengungen erfolgreich belebt und langfristig am Leben gehalten werden kann. Denn der MarktTreff wertet das Dorf auf – nicht nur für die Einwohner, auch für Urlauber und Durchreisende.

Speziell die Eigentümer von Wohneigentum sollten Interesse an einem funktionierenden MarktTreff haben, stellte Gemeindevertreter Holger Drosdowski fest, denn ohne Einkaufsmöglichkeit im Dorf wäre ihre Immobilie geschätzte 10 Prozent weniger wert.

Ende Oktober geht es weiter. Die Verhandlungen mit dem potenziellen Nachfolgepächter müssen abgewartet werden. Anschließend ist die Behandlung der MarktTreff-Problematik im Gemeinderat vorgesehen, auch eine Bürgerversammlung, die sich mit diesem für Witzwort zentralen Thema befasst, ist angedacht. Denn der MarktTreff geht schließlich alle an.

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Kommentar von Jürgen Schlüns |

Hallo, Herr Schaperdoth.
ich hätte diesen Kommentar nicht geschrieben, wenn ich, wie viele andere, den Markttreff nur selten betreten würde. Nein, ich bin jeden Tag da, kaufe die Sachen, die ich brauche. Natürlich bietet der Laden auf seiner beschränkten Fläche nicht alles, was man braucht. Daher führt mich mein Weg auch zu Sky oder Plaza. Und dort bei Sky treffe ich eben diejenigen, die den "Untergang" des Markttreffs jetzt so heftig bedauern. Eine Gemeindevertrerin sollte doch mit gutem Beispiel vorangehen, oder ??
Was ich zu dem Thema Abschreibung angemerkt habe, basiert auf dem Wissen, welches ich mir an anderer Stelle (Garding) aneignen durfte. Mehr möchte ich dazu im Moment nicht sagen.
Ja, es ist wahr, Sie sind relativ neu in dieser ach so netten Gemeinde, haben sich ein hübsches Haus
(wirklich hübsch) gebaut, und versuchen, hier ruhig zu leben. Es sei Ihnen von Herzen gegönnt.
Aber mit der Zeit, das kann Jahre dauern, werden auch Sie feststellen, wie es hier in Witzwort tickt.
Ich wünsche Ihnen noch eine schöne Adventszeit, frohe Weihnacht und einen "Guten Rutsch".

Mit den besten Grüssen
Jürgen Schlüns

Kommentar von Andreas Schaperdoth |

Moin Herr Schlüns,

gut, dass Sie ansprechen, was offensichtlich viele bewegt. Eine Gelegenheit, sich einmal über die Motive zur Auswahl seines Lieblingskaufmanns Gedanken zu machen.

Natürlich weiß ich nicht, was Sie zu Sky geführt hat, als Sie dort die „Verfasserin des Artikels“ gesehen haben. Auch weiß ich nicht, wann Sie das letzte Mal im MarktTreff eingekauft haben. Und ganz offen: Das geht mich auch überhaupt nichts an. Denn das entscheiden Sie ganz alleine. Dafür schulden Sie auch niemandem Rechenschaft.

Die Motive für die Auswahl „meines Kaufmanns“ sind genauso vielschichtig wie die Motive, ihn zu meiden. Weder Sie noch ich können uns ein realistisches Bild davon machen, warum unsere Mitbürgerinnen und Mitbürger beim MarktTreff, bei Lidl, Aldi oder Sky einkaufen oder eben nicht. Darüber können wir nur spekulieren.
So sind auch alle Äußerungen darüber reine Spekulation. Sie basieren auf unseren Erfahrungen, unseren Ängsten, unserer ganz speziellen Art, unsere Umwelt zu erleben. Es ist also sinnvoll, sich bei der Einschätzung seiner Mitmenschen und der Bewertung ihres Verhaltens idealerweise auf Fakten zu stützen anstatt auf nicht belegbare Annahmen – besonders wenn das in der Öffentlichkeit geschieht.

Ich bin zu neu hier im Dorf, um alle Details zu kennen, jedoch habe ich den Eindruck, dass das Thema MarktTreff Witzwort spaltet wie die Windräder unseren Nachbarort Uelvesbüll – vielleicht etwas friedfertiger. Inwiefern das mit dem Kaufmann selbst zusammenhängt, kann ich nicht beurteilen, dazu fehlen mir die Fakten. Jedoch bin ich wie auch Sie sehr gespannt, ob sich etwas ändert unter den neuen Betreibern.

Jedoch bin ich mit der Einschätzung der neuen MarktTreff-Betreiber optimistischer als Sie.
Sie schreiben: „Der neue Betreiber wird nach erfolgreicher Abschreibung der Investitionen den Laden auch wieder dichtmachen, ich gebe der Gemeinde 1 Jahr, dann ist wieder Schluss.“ Basiert diese Einschätzung auf Fakten? Wenn ja, welchen Fakten?

Soweit ich weiß, finanzieren Unternehmer langfristig genutzte Wirtschaftsgüter zur Erhaltung der Liquidität ebenfalls langfristig. Und gemäß der vom Finanzamt angenommenen Nutzungsdauer schreiben sie sie ab. Die übliche Abschreibungsperiode von Ladenausstattungen liegt bei acht Jahren.
Wir unterstellen mal, dass der neue Betreiber eine lange Nutzung seiner Investition plant. Dann erscheint mir ein kurzfristiger Ausstieg für die Brüder Pioch weder kaufmännisch sinnvoll noch gewinnbringend. Auch weiß ich nicht, wie eine von Ihnen, Herr Schlüns, unterstellte Abschreibung der Investition innerhalb eines Jahres laufen sollte. Wissen Sie mehr?

Kommentar von Jürgen Schlüns |

Wenn der Markttreff für alle Witzworter von "hohem" Interesse ist, dann frage ich mich, warum dort kaum jemand einkauft. Ohne Umsatz kann keiner überleben. Und der bisherige Betreiber hat alles getan, um den Markttreff attraktiv zu machen. Nur gedankt hat es ihm keiner. Und die Verfasserin des Artikels geht ja mit "gutem" Beispiel voran. Bei Sky kaufen, und den Markttreff nie betreten. Heuchelei, kann ich da nur sagen. Der neue Betreiber wird nach erfolgreicher Abschreibung der Investitionen den Laden auch wieder dichtmachen, ich gebe der Gemeinde 1 Jahr, dann ist wieder Schluss.
Dann kann Euer Willi wieder selbst an der Kasse sitzen.

Bitte rechnen Sie 8 plus 6.