Witzwort schafft Wohnraum für Flüchtlinge

Bürgermeister Berendt machte in seiner Eingangsrede deutlich, dass globale Ereignisse auch unser ländliches Leben beeinflussen. So sei es auch mit den Geflüchteten, die ihr Land verlassen, weil dort Terror und Krieg herrschen. Sie strömen nach Deutschland unter geradezu dramatischen Umständen auch für die Menschen an den Grenzen. "Die chinesische Mauer hat auch nicht geholfen!"

Aus der Not der Flüchtlinge kein Kapital schlagen

Aus der schwierigen Suche nach Wohnungen für die Geflüchteten schlagen mittlerweile auch Firmen Kapital. So wollte ein Investor aus Hamburg den Gasthof Tönnsen kaufen, um ihn mit ca. 60 Geflüchteten zu belegen. Wer den Gasthof kennt, weiß, dass das unmöglich ist.

Daraufhin hatten die Gemeindevertreter einstimmig beschlossen, den Gasthof zu kaufen und die Unterbringung der Menschen selbst in die Hand zu nehmen. Wie viele es genau werden, steht noch nicht fest. Der Bürgermeister sprach von 10 bis 15 wahrscheinlich männlichen syrischen Einzelpersonen.

Schnelle Integration wichtig

Amtsvorsteher Ralf Heßmann berichtete über die Situation im Amt Nordsee-Treene. Aktuell lebten 210 Geflüchtete auf die Kommunen verteilt, 3.700 im Kreisgebiet Nordfriesland. Das Amt ist ständig auf der Suche nach Wohnraum. Die Flüchtlinge dürften nicht allein gelassen werden, so Hessmann, sondern die Integrationsarbeit müsse sofort beginnen, z. B. durch Sprachunterricht, Aufnahme in die Sportvereine und Übertragung von kleinen Aufgaben.

Dazu braucht es viele ehrenamtliche Helfer, Kümmerer und Lotsen. „Bei der Begleitung brauchen wir einen langen Atem“, sagte Hessmann. Nach seiner Erfahrung sei es eine tolle, aber auch mühevolle Aufgabe. Er betonte jedoch auch, dass die Neuankömmlinge unsere gesellschaftlichen Werte akzeptieren müssten. Das bestätigte ihm das Publikum spontan mit lautem Tischklopfen.

Anschließend kamen die Bürgerinnen und Bürger zu Wort. Sie befürworteten den Entschluss der Gemeinde, das „Heft“ selbst in die Hand zu nehmen und aktiv zu werden.

Sorgen und positive Rückmeldungen

Wären Familien nicht besser? Was können wir jungen Männern bieten? Ein direkter Anwohner von Tönnsens Gasthof sorgte sich um seine Frau: Die größte Gruppe der Flüchtlinge seien nun mal syrische Männer.

Es gab jedoch auch positive Rückmeldungen, sowohl aus dem Publikum als auch von den Gemeindevertretern: Diese jungen Männer wollen nicht in den Krieg, sondern möchten in Ruhe und Frieden leben. Gerade im Dorf funktioniere Integration besser als in der Stadt.

Können die Flüchtlinge ihre Familie nachholen?

Urte Andresen ist als Migrationsbeauftrage des sog. „Funktionsraums V“ (Ämter Nordsee-Treene und Viöl und Stadt Husum) für die Koordinierung der vielen ehrenamtlichen Helfer verantwortlich. Sie erklärte, dass eine Familienzusammenführung extrem schwierig sei, denn die Hürden seien hoch: So müssten Angehörige z. B. nicht in ihrer syrischen Heimat, sondern im libanesischen Beirut ein Visum beantragen. Dort kommen sie jedoch nicht hin.

„Runder Tisch“ koordiniert Aktivitäten

Zur Koordinierung und Bündelung der Aktivitäten regte Andresen einen „Runden Tisch“ an: Hier finden sich alle Bürgerinnen und Bürger zusammen, die einen Beitrag im Rahmen ihrer Möglichkeiten leisten wollen. Sie fragte in die Runde und spontan erhoben ca. 30 % der Anwesenden ihre Hand.

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Wer Lust und Interesse am „Runden Tisch“ hat, melde sich bei Gaby Lönne (Tel. 04864 100 111, gl@eiderstedt.de). Sie wird gemeinsam mit Frau Andresen ein erstes Treffen organisieren.

Wie geht es weiter?

Die Gemeinde wird jetzt zunächst prüfen, welche baulichen Veränderungen im Gasthof Tönnsen erforderlich sind und wie groß deren Umfang ist. Das wird mindestens bis Jahresende dauern. Über die weitere Entwicklung wird sie die Witzworter weiterhin auf dem Laufenden halten.

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